Bauerschaft Hemigholt
Bis zum Mittelalter war das Rodungsgebiet, auf dem später das Kirchspiel Jöllenbeck entstand, eine intakte Waldlandschaft. Es ist ein leichtwelliges Hügelland, das von höheren Bergländern umrahmt wird. Die fruchtbaren Lößböden, die trockene Lage und das ausreichende Quellwasser begünstigten eine frühe bäuerliche Besiedlung. Der gute Lehmboden aus Ton und Sand eignete sich hervorragend für den Anbau von Getreide, Gemüse und Flachs.
Der Bereich des späteren Kirchspiels Jöllenbeck war im Mittelalter nur dünn besiedelt. Für eine Besiedelung stellte die Nähe von Wasser in Form eines Bachlaufes (Jöllebach, Hemmigholter Bach und Hagen- bach), eine unbedingte Notwendigkeit dar. Der umliegende von Buchen durchsetzte Eichenwald existierte überall in unterschiedlicher Dichte.
Im 12. Jahrhunderts baute man oberhalb des Ties für die schätzungsweise einhundert Bewohner eine Kapelle. Einen Dorfkern gab es noch nicht. Die sechs Bauerschaften des zwischen 1308 und 1312 gegründeten Kirchspiels Jöllenbeck lagen zwischen den von Bächen durchflossenen Sieken:
Die sechs Bauernschaften des Kirchspiels Jöllenbeck |
Bargholt |
Dreeke (Eek) |
Hemmigholt |
Jöllenbeck |
Peppingtorp |
Belzen |
Im Norden lagen Peppingtorp und Hemmigholt, im Osten Belzen, in der Mitte Jöllenbeck und im Westen Bargholt und Eek (heute Dreeke). Der Nordwestrand der Gegend, das Nagelsholz, blieb vorerst noch unbesiedelt. Charakteristisch für die Siedlungsweise der Bauerschaften war die Einzelsiedlung mit ihren Kampfluren.
Dass die Bauerschaft Jöllenbeck dem Kirchspiel seinen endgültigen Namen gab, resultierte aus der Lage der Kirche und des Tieplatzes auf dem Grundstück des stattlichen Hofes Meyer zu Jöllenbeck.
Die auf Anordnung des Stiftes St. Mauritz durchgeführten spät- mittelalterlichen Rodungen und die Urbarmachung von Teilen des großen Waldsaumes Nagelsholtz zwischen den Bauerschaften Jöllenbeck und Lenzinghausen führten zum Ausbau der kleinen Bauerschaft Hemmigholt (Hemyncholte).
- Grund- und Zehntherrschaft St. Mauritz um 1200 (rekonstruiert nach Urkataster von 1825)
Nach und nach wurden neun Kotten errichtet, die alle in den Besitz des Stiftes St. Mauritz fielen und später zu Höfen heranwuchsen. Orientierung der Siedlungspunkte waren die Wasserläufe, die sich günstig auf die Ertragsfähigkeit und die Ackernutzung auswirkten. An den Bächen baute man so nah wie möglich, aber auch so weit wie nötig.
Namen der Kotten um 1490 | Hausnamen um 1825 | Haus-Nr. |
Kotten Ellerijc | Ellersiek | 8 |
Kotten to Hemyncholte | Buschmann | 10 |
Kotten Nederhemyncholt | Sewing | 11 |
Kotten Creveteserve | Kreft | 12 |
Kotten Holtmann | Holtmann | 13 |
Kotten Nonzijk to Hemyncholte | Nunnensiek | 14 |
Kotten Averhemyncholt | Kassing | 15 |
Kotten Hervorderholt | Herhold | 20 |
Kotten tor Hove to Hemyncholte | Höner | 29 |
Als Kirchenvögte erschienen in Hemmigholt die Edelherren von Steinfurt. Sie übten über die Eigenbehörigen der Kirche die hohe Gerichtsbarkeit aus. Die korrekten Edelherren schirmten die Hemmigholter Bauern von allen Ansprüchen anderer Machthaber ab. Noch bis ins 16. Jahrhundert galt auch für die Stätten im Hemmynckholtz im Ravensberger Urbar der Spruch: Gibt Meinem Gnedigen Hern nichtz.
Quellen:
Darpe, F. (Bearb.): Heberegister des Klosters Überwasser und des Stiftes St. Mauritz, Bd. III
Münster 1888
Stadtarchiv Bielefeld, Jöllenbecker Urkataster von 1826
Bildnachweis:
Stadtarchiv Bielefeld, Privatarchiv Kassing