Amt Jöllenbeck
Gajos ehem. Meyer zu Jöllenbeck
CVJM Heim
Heimathaus
Westerfeldschule
Am Tieplatz
Grundschule am Waldschlösschen
Moschee
Spielplatz im Pfarrwald
Ehemalige WIndmühle
Neuapostolische Kirche
Blick auf die Marienkirche
Café Nostalgie
Kath. Liebfrauenkirche
Ev. Marienkirche
Marktplatz
Ehemaliger Bahndamm
Upmeier zu Belzen
Grafschaftsdenkmal

 

 

 

In einer bäuerlichen Spinnstube

Handweber bei der Arbeit

Das Leinengewerbe, das gerade den besitzlosen Heuerlingen die Möglichkeit zum Nebenerwerb gab, geriet in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in eine erhebliche Krise. Das in Konkurrenz tretende Baumwollgewebe sowie die in England neu eingesetzten Spinnmaschinen schufen starke Konkurrenz und führten zur Verarmung der besitzlosen Bevölkerung. Mit der Einführung der Industriemaschinen auch in Bielefeld ab Mitte des 19. Jahrhunderts kam das Leinengewerbe auf dem Lande beinahe zum Erliegen. Viele Familien wurden dadurch zur Auswanderung in die „Neue Welt“ Amerika gezwungen. Jetzt wurden Heuerlinge als Arbeiter in den Bielefelder Firmen eingesetzt. Dass später Ansiedlungen von Produktionsstätten in Jöllenbeck erfolgten, geschah mit dem Gedanken, am Wohnort der Arbeiter zu produzieren.

 

So errichtete die Bielefelder Seiden- und Plüschweberei der Gebr. Wertheimer 1889 eine Betriebsstätte in Jöllenbeck und leitete damit die Industrialisierung Jöllenbecks ein.   Jöllenbecker Leineweber
Ruine Fa.Ravensberger Seidenweberei
ehem. Fa. Wertheimer

Fa. Delcotec Delius Techtex GmdH & Co. KG
ehem. Delius u. Söhne

Das ebenfalls in Bielefeld ansässige Unternehmen Carl Albrecht Delius & Söhne gründete wie Wertheimer eine mechanische Fertigung in Jöllenbeck. Zur Jahrhundertwende waren etwa 900 bis 1.000 Menschen in diesen Firmen in Jöllenbeck beschäftigt. Eigentumsbildung und der Hausbau wurden zur damaligenZeit dadurch gefördert. Durch die Ansiedelung dieser Unternehmen veränderte sich die Bevölkerungszahl nur sehr unwesentlich, da in Jöllenbeck ein großes Arbeitnehmerpotential vorhanden war. Erst später wuchs die Bevölkerung; so lebten in Jöllenbeck 1905 etwa 4.150 Menschen.1

Schon früh verfolgte das Unternehmen Wertheimer gegenüber seinen Mitarbeitern eine arbeitnehmerfreundliche Politik, in dem es durch finanzielle Anreize und soziales Engagement ihre Mitarbeiter an den Betrieb zu binden versuchte. Das war zur damaligen Zeit keine Selbstverständlichkeit. Ein seit Generationen fortwirkendes soziales Bewusstsein schuf ein gesundes Betriebsklima.2

Mit dem Einzug moderner Maschinen in die Fertigungsbetriebe und dank ihres unternehmerischen Weitblicks konnten die in Jöllenbeck produzierenden Webereien ihre Position am Markt ausbauen und international tätig werden. Im Jahre 1936 zwang man die Besitzer der Seidenweberei Gebr. Wertheimer wegen ihrer jüdischen Herkunft zum Verkauf ihres Unternehmens. Der Nachfolger produzierte bis 1969 in Jöllenbeck weiter. Danach löste sich das Unternehmen auf. Die Firma Delius, jetzt Delcotex Delius Techtex GmbH & Co. KG, hat seinen Standort gefestigt, Produkte weiter entwickelt und ist heute weltweit präsent.

Es waren aber nicht nur die Webereien, die in Jöllenbeck die Industrie bestimmten. Weitere Industrieunternehmen richteten sich in den nächsten Jahren hier ein. Heute befinden sich im Stadtbezirk Jöllenbeck kleinere und größere Industriebetriebe aus den verschiedensten Gewerbezweigen. Aber auch größere und kleinere Handwerksbetriebe aus unterschiedlichen Bereichen bieten ihre Dienstleistungen an.

Industriegebiet Heidsieker Heide Industriegebiet Lechtermanns-Hof

Seit den Anfängen der Industrialisierung waren logistische Herausforderungen zu bewältigen. Die Straßen waren nicht mehr ausreichend geeignet, den wachsenden Verkehr aufzunehmen. Es wurden breitere befestigte Straßen gebaut, die den damaligen Transport von und zu den Fabriken vereinfachten. Die Strecke der Bielefelder Kleinbahn „Bielefeld-Jöllenbeck- Enger“ wurde am 1. April 1901 in Betrieb genommen. Die Unternehmen konnten ihre Produkte nun einfacher auf den Weg bringen. Für die Bevölkerung, vor allem für die Arbeiter in den Bielefelder Betrieben, war es eine Erleichterung auf ihrem Weg in die Stadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten sich Auto- und Busverkehr als schärfste Konkurrenten, so dass 1954 der Personenverkehr und 1955 der Güterverkehr der Bielefelder Kleinbahn eingestellt werden mussten.

Quellennachweis:

1) Vgl. Horst Ulrich Fuhrmann 1991, S. 182 ff.
2) Ebd., S. 281 ff.

Bildnachweis:

Alle Bilder Archiv HV-Jöllenbeck