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Grafschaftsdenkmal
Westerfeldschule
Moschee
Kath. Liebfrauenkirche
Amt Jöllenbeck
Upmeier zu Belzen
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Café Nostalgie
Ehemaliger Bahndamm
Marktplatz
CVJM Heim
Grundschule am Waldschlösschen
Gajos ehem. Meyer zu Jöllenbeck
Spielplatz im Pfarrwald
Ev. Marienkirche

Der Heuerlingskotten

Zu den größeren Jöllenbecker Höfen gehörten auch zahlreiche Nebengebäude. Oft war es üblich, daß der Bauer weitere Kotten am Rande seines Besitztums, am Hofplatz oder zumindest in
Rufweite errichtete. Diese wurden dann von den älteren Söhnen der fremden Familien als Heuerlingskotten gepachtet und bewirtschaftet.
Die Kotten waren nicht so groß wie die Haupthäuser und wurden teilweise von mehreren Heuerlingsfamilien bewohnt oder von dem Altbauer als Leibzuchtkotten benutzt.

Der Heuerling, er gehörte zur untersten sozialen Schicht, mußte bei Bedarf dem Bauern seine Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Zumeist während der Stoßzeiten im jährlichen Arbeitsablauf. Neben der doch recht bescheidenen Landwirtschaft betrieben die meisten Jöllenbecker Heuerlinge ein Haushandwerk: Spinner, Leineweber, Zimmermann oder Holzschuhmacher. Zum anderen zogen sie im Sommer nach Holland, um dort als Torfstecher, Grasmäher oder Heringsfänger zu arbeiten. Viele Heuerlinge wanderten auch nach Amerika aus.


Das Heuerlingshaus wurde als Ständerbau mit einer schmalen, durchgehenden Diele errichtet. Auch hier lag am Ende der Lehmdiele der Herdraum mit der zweigeteilten Hintertür, darüber die Räucherbühne. Zu beiden Seiten der Diele befanden sich niedrig gestaltete Kammern, Stuben und kleine Ställe. Über den Seitenschiffen wurden auf den niedrigen Bühnen in der Regel Futter, Vorräte und auch Schlafstellen untergebracht.

Die Erträge der Ernte wurden auf dem Dachboden deponiert, der nur mit einer Leiter erreicht werden konnte. Die kleinen Schiebefenster der Kotten waren bleiverglast. Einzelne Kotten erhielten später auch ein oder zwei Stallvorbauten (Schweineställe). Hinter dem Kotten befand sich ein Ziehbrunnen. Von der Küche konnte die Wasserstelle leicht erreicht werden. Sie lieferte das Trinkwasser für die Heuerlingsfamilien und ihren wenigen Tieren. Das Wasser zog man mit einem Eimer und einem acht Meter langen Eichenbalken aus dem Loch. Bei heißem Wetter nutzte man die Kühle des Brunnens zur Aufbewahrung von Milch und Butter

Die Heuerlingsfamilien lebten in der Regel in ärmlichen Verhältnissen und besaßen kaum Eigentum. Zu einem Heuerlingshaushalt gehörten die Betten, Tisch und Stühle, Gerätschaften wie Spinnrad, Haspel und Schiebkarren sowie Kessel, Eimer, Töpfe und die Fenster, die jeder Heuerling mitbringen mußte und natürlich wider mitnahm, wenn der den Hof wechselte.

Quellen:

Vgl. Fischer, H.E.F.: Denkschrift von 1809 über die Lage der Heuerlinge in Ravensberg, hg. von G. Angermann, in: JBHVR 74 (1982/83).
Schepers, Josef: Haus und Hof westfälischer Bauern, Münster 1994.

Bildnachweis:

Privatarchiv Kassing, HV-Jöllenbeck