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Not der Spinner und Weber

Seit Beginn des Jahres 1840 hatte sich aus der Wirtschaftskrise auch in Jöllenbeck eine Hungerkrise entwickelt, die hauptsächlich die Spinner und Weber betraf.

Deutlich zeichnete sich ab, dass der am Ende der dreißiger Jahre begonnene Wettlauf des traditionellen Spinnens und Webens mit den neuen automatischen Spinn- und Webmaschinen den Betroffenen keine Chance mehr gab.

Die Not traf aber weniger die Bauern, Kaufleute und Weber als die Berufsspinner, die nicht auf die Landwirtschaft ausweichen und nur mit der Spinnerei ihren notwendigen Unterhalt sichern konnten. Noch in früheren Jahren waren die Berufsspinner relativ selbständig und unabhängig gewesen.

Die Spinner, die als arme Heuerlinge in einem der zahlreichen Kotten auf einer kleinen Parzelle lebten, hatte man spätestens bis 1820 von der Allmende vertrieben. Mit dem Verfall der Handspinnerei sanken auch die sowieso schon spärlichen Einnahmen. Das rasche Bevölkerungswachstum verschärfte zusätzlich die Notlage der Spinner.

Im Vergleich zu den Spinnern sah es bei der Mehrheit der Weber etwas besser aus. In der praktischen Verkaufsrandfolge stand der Weber zwischen dem Kaufmann und dem Spinner. Der Weber gab daher die durch das neue Maschinengarn verursachten Gewinneinbußen an den Spinner weiter. Nur wenige Heuerlinge konnten sich zudem die kostspieligen Webstühle leisten. Außerdem benötigte man einen gut belichteten Webraum.

1843 genehmigte man auch in Preußen den Import englischer Maschinen. Der Preisverfall für das handgesponnene Garn konnte nicht mehr gestoppt werden. Durch das Überangebot von Maschinengarn drückten die Weber abermals die schon niedrigen Preise. Zum Elend der Heuerlinge, dem Hunger, der Bettelei und dem starken Bevölkerungswachstum gesellten sich noch Mißernten und Krankheiten. Das sogenannte Nervenfieber hatte sich in den letzten Monaten auch in Jöllenbeck stark ausgeweitet und etliche Opfer gefordert.

Die weiter fortschreitende Verarmung der Unterschichten in Preußen führte dann im März 1848 zu größeren Unruhen. Auch der Bielefelder Magistrat und die Leinenhändler befürchteten Aufstände der Spinner und Weber auf dem Lande. Es kam jedoch nur zu ungeplanten Tumulten, die durch ein reqirirtes und eingetroffenes Commando von den in Bielefeld stationirten Truppen, bald beseitigt wurden.


Quellen:

Vgl. Domeyer, H.: Soziale und wirtschaftliche Bemühungen in der Krisenzeit des ravensbergischen Leinengewerbe, Bielefeld 1972.
Vgl. Lüning, O.: Lage der Spinner und Weber im Ravensbergischen, in: Westphälisches Dampfboot 1 (1845).

Bildnachweis:

Privatarchiv Kassing